Peter Ancaster (Vocals)
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Peter Miñoza
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* 9. Sptember 1960
Informations about ...
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Samain Records
►Just What The Seeres Ordered ◙
Seven Tears (Tale Of A) Giant Man Give Me Hands Thank The Aerosmith Thor Gonna Swing My Chariot Engin's Workin' Hard The Seal Of Jidda Long Cool Nights Running With The Fighters Precious Metal Let's Spend The Night Together |
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►Vibrations Of Doom ◙
►Straight Hammered Creed ♪ ►The Seal Of Jidda ♪ ►Thank The Aerosmith ♪ ►Seven Tears ♪ ►Thor ♪ ►(Tale Of A) Giant Man ♪ ►Diamonds & Disgrace ♪ ►Gonna Swing My Chariot ♪ ►The Metal Breaks My Senses ♪ |
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►Live Maysongs - An Evening With Samain ◙
Vibrations Called To Reign No Time To Lose Gonna Swing My Chariot Desire Space & Time Into The Daylight Waste Land's Plead The Metal Breaks My Senses Separation's Bitter Aftertaste (Shake Down The Load) The Seal Of Jidda Diamonds & Disgrace Seven Tears Thank The Aerosmith Devil's Trained Hellcat Thor Engine's Working Hard (Fragment) --- Lost tracks (Encores) , probably as Bonus Tracks from other recordings --- Straight Hammered Creed Child In The Dawn (Tale Of A) Giant Man |
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►Return Of The Giants ◙
Return Of The Giants (Intro) Waste-Land's Plead Another Jawbone Hill Tears In My Face The Fire Of Doom Called To Reign Arabian Tales The Passion To Be Eternal No Time To Lose The Seal Of Jidda Devil's Trained Hellcat Challenger Flight 25 Thor Straight Hammerec Creed The Metal Breaks My Senses Into The Daylight [Tale Of A] Giant Man |
►Beneath The Fortress ◙
Return Of The Giants (Intro) Waste-Land's Plead Another Jawbone Hill Tears In My Face The Fire Of Doom Called To Reign Arabian Tales The Passion To Be Eternal No Time To Lose The Seal Of Jidda Devil's Trained Hellcat Challenger Flight 25 Thor Straight Hammered Creed The Metal Breaks My Senses Another Jawbone Hill (Edit Version) Win Hands Down |
With Other Bands
The Satisfaction Project - (August 1973 - May 1975)
Oseas • Band Of Acid (I) - (January 1975 - June 1975)
Band Of Acid (II) • Satristan (I) - (June 1975 - July 1975)
Satristan (II) - (July 1975 - December 1977)
Satristan (III) - (January 1978 - May 1978)
Ancaster - (November 1978 - December 1981)
Laissez Faire - (July 1982 - November 1982)
Samain I - (December 1982 - March 1983)
Samain II - (April 1983 - October 1983)
Samain IIa - (May 1983 - June 1983)
Samain III - (October 1983 - November 1983)
Samain IV - (November 1983 - March 1984)
Samain V - (April 1984 - July 1984)
Samain VI - (August 1984 - February 1985)
Samain VII - (March 1985 - May 1985)
Samain VIII - (May 1985 - July 1985)
Samain IX - (July 1985 - August 1985)
Samain X - (October 1985 - December 1985)
Audrey Rose (I) - (December 1985 - February 1986)
Samain XI - (February 1986 - September 1986)
Javan - (September 1986 - December 1986)
Azmuria (I) - (December 1986)
Azmuria (II) - (December 1986 - April 1987)
Audrey Rose (IIa) - (December 1988 - April 1992)
Innosaint - (January 1989 - May 1989)
Audrey Rose (IIb) - (April 1992)
Samain XIIa - (February 1992 - April 1992)
Samain XII - (October 2004 - November 2004)
VeetyCast - (October 2004 - until now)
Process Paths I - (October 2005 - January 2006)
Process Paths II - (January 2006 - March 2006)
Samain XIII - (March 2006 - August 2006)
Process Paths III - (April 2006 - March 2007)
Process Paths IV - (April 2007 - August 2007)
Process Paths V - (September 2007 - August 2008)
Oseas • Band Of Acid (I) - (January 1975 - June 1975)
Band Of Acid (II) • Satristan (I) - (June 1975 - July 1975)
Satristan (II) - (July 1975 - December 1977)
Satristan (III) - (January 1978 - May 1978)
Ancaster - (November 1978 - December 1981)
Laissez Faire - (July 1982 - November 1982)
Samain I - (December 1982 - March 1983)
Samain II - (April 1983 - October 1983)
Samain IIa - (May 1983 - June 1983)
Samain III - (October 1983 - November 1983)
Samain IV - (November 1983 - March 1984)
Samain V - (April 1984 - July 1984)
Samain VI - (August 1984 - February 1985)
Samain VII - (March 1985 - May 1985)
Samain VIII - (May 1985 - July 1985)
Samain IX - (July 1985 - August 1985)
Samain X - (October 1985 - December 1985)
Audrey Rose (I) - (December 1985 - February 1986)
Samain XI - (February 1986 - September 1986)
Javan - (September 1986 - December 1986)
Azmuria (I) - (December 1986)
Azmuria (II) - (December 1986 - April 1987)
Audrey Rose (IIa) - (December 1988 - April 1992)
Innosaint - (January 1989 - May 1989)
Audrey Rose (IIb) - (April 1992)
Samain XIIa - (February 1992 - April 1992)
Samain XII - (October 2004 - November 2004)
VeetyCast - (October 2004 - until now)
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Process Paths IV - (April 2007 - August 2007)
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Biography
© Craigg, Miñoza, Wiethoff • Auszüge aus "Vicious Circles", Jeffrey Elias Craigg
► = interner Link / → = externer Link / ♪ = Audio / ♫ = Video / ►xxx‼ = interner Link folgt
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"Sänger steckt man immer in eine andere Schublade als alle anderen Musiker. Man hält uns für unzuverlässig, sagt, wir hätten keinen Rhythmus und kein Timing. Kurz gesagt, man hält Sänger für ein notwendiges Übel."
(Robert Plant, Led Zeppelin)
Am 9. September 1960 im Hospital St. Vinzenz II geboren, wuchs Peter Ancaster als das älteste von drei Kindern in der sauerländischen Kleinstadt →Altena auf. Seine beiden jüngeren Schwestern, ►Gabriele‼ (1962) und Antje (1965) kamen ebenfalls in Altena zur Welt, wo die Familie bis zum Sommer 1967 im Ortsteil Nette, einem von Drahtziehereien und Lastwagenlärm geprägten Industrieviertel wohnte. »Als ein solches zeigte sich auch das zu →Hohenlimburg gehörende Oege, wohin wir in jenem Jahr verzogen«, erzählte er. »Der einzige Unterschied waren die Fabriken; keine Drahtziehereien, sondern Federn- und Warmwalzwerke. Ich habe es gehasst. Von ersten Tage an«.
Bis 1962 hatte sein Vater in seinem erlernten Beruf als Schneidergeselle in einer florierenden Werkstatt gearbeitet. Doch trotz der guten Auftragslage reichte das Einkommen nicht um eine Familie mit nunmehr zwei Kindern zu ernähren. Ein Freund vermittelte ihm eine Stelle in einem Kaltwalzwerk der Firma →Hoesch im knapp 20 km entfernten Hohenlimburg. Die nächsten vier Jahre pendelte der Vater mit dem Zug zwischen den beiden Städten, bis sich die Familie endlich entschloss ganz nach Hohenlimburg überzusiedeln.
Peter erinnert sich mit Schrecken an die erste Zeit in der neuen Stadt: »Bis zum Ende des ersten Schuljahres war ich bei Onkel und Tante in Altena geblieben und kam erst während der Sommerferien in dieses neue zu Hause. Alles in der näheren Umgebung war fremd, laut, verrußt und schmutzig, und kam ich noch mit den Nachbarskindern recht schnell in freundschaftlichen Kontakt, wurde ich an meinem ersten Schultag ordentlich verhauen. Bis dahin war ich nie mit Gewalt in Berührung gekommen und es brauchte seine Zeit bis ich begriff, mich wehren und zurückschlagen zu müssen. Als ich es endlich tat und eher durch Zufall denn durch kämpferisches Geschick einen der stärkeren Jungen zu Boden streckte, respektierte man mich und ließ mich in Ruhe«.
Musik spielte im Leben der Familie keine große Rolle. Manchmal dudelte Schlagermusik aus einem alten Graetz Radio. Meistens aber schwieg 'der Kasten'. Weder Vater noch Mutter besaßen musikalische Ambitionen, obwohl Peter Mutters sich bis in ihre späte Jugend gewünscht hatte Klavier zu spielen und ein solches zu besitzen. Ein unerfüllter Kindheitstraum, der sich auch bei den eigenen Kindern fortzusetzen schien. Denn trotz des viel besser bezahlten Jobs des Vaters, blieb das Geld knapp und an den Kauf eines Instrumentes war nicht zu denken.
Vielleicht hätte auch Peter in seinem späteren Leben keine besonderen musikalischen Interessen entwickelt, wäre die Familie nicht in den Sommerferien1 des Jahres 1967 in die alte Heimat des Vaters, nach →Munster in die Lüneburger Heide gefahren. Dort nämlich machte ihn sein acht Jahre älterer Cousin Alfred Fiebert mit Klängen vertraut, die Peter aus dem Graetz Radio seiner Eltern bisher nicht hatte vernehmen können. Da war die Musik eines Albums namens →Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band (→EN). Peter war hingerissen und fand auch recht schnell zwei Lieblingslieder: →»With a Little Help from My Friends« ♪♫ und →»Lucy in the Sky with Diamonds« ♪♫. Dann stellte ihm der Cousin einige härtere Sachen, wie er sich enthusiastisch ausdrückte und die als →»Get Off Of My Cloud« ♪♫, →»Satisfaction« ♪♫, →»My Generation ♪♫« und →»The Kids Are Alright« ♪♫ durch die Lautsprecherboxen des Plattenspielers dröhnten. Und Alfred wusste alles von diesen Gruppen, die sich →The Beatles, →Rolling Stones und →The Who nannten. Peter war infiziert. »Es war wie ein Virus«, versuchte er später seine Empfindungen im Rückblick auf jene Sommerferien einzufangen, »Die Musik war etwas völlig anderes, als dieses langweilige und schnöde Liebesgedudel aus unserem Radio. Sie packte mich und ließ mich einfach nicht wieder los. Dazu faszinierte mich diese brennende Leidenschaft meines Cousins. Er verehrte die Gruppen beinahe wie Götter und schimpfte mit einer tiefen inneren Aufruhr gegen die rückwärtsgerichtete deutsche Musikindustrie. Obwohl ich letzteres damals nicht wirklich verstand«.
Wieder daheim blieb es allerdings beim Radio und deutschem Schlager. Zwar erhielt er zwischenzeitlich anderen (beat-) musikalischen Input aus der Nachbarschaft und weiterhin in seinen Sommerferien2 durch Alfred, doch erst 1969 erstand der Vater einen gebrauchten Plattenspieler von einem Arbeitskollegen, einen →Telefunken V511 Automatic Kofferschallplattenspieler (Foto) mit Wechslerfunktion. Was zunächst wie Fortschritt anmutete, erwies sich für Peter rückblickend als reaktionär. Die erste gekaufte Schallplatte, eine Single, war ein einstiges Lieblingslied seiner Eltern. Es hieß →»Heidschi Bumbeidschi« ♪♫ und stammte von einem holländischen Gesangs-Wunderknaben namens →Heintje3. Dazu gab es jeden Samstag, stets pünktlich um 19.30 h ausgestrahlt, ein unumgängliches, beinahe verpflichtendes Familienprogramm: die →ZDF Hitparade.
1970 hatte Peter durch die ältere Schwester seines Freundes Bernd Ueckermann jene Musik entdeckt, die ihn von nun an nicht mehr loslassen sollte: Heavy Metal. Es begann mit der im Juli veröffentlichten →Black Sabbath Single →»Paranoid« ♪♫ und einigen anderen Songs dieses Genres, an deren Titel Peter sich nicht erinnern kann. Doch im selben Jahr erschienen →»Immigrant Song« ♪♫ von →Led Zeppelin, und →Deep Purples →»Child In Time« ♪♫ wurde zu einem der aufregendsten Songs seiner Zeit4. Derweil elf Jahre geworden, stand für Peter fest eines Tages selbst Rockmusiker zu werden, und als 1972 →Slade →»Take Me Bak 'Ome« ♪♫ und →»Mama Weer All Crazee Now« ♪♫ und Deep Purple ihr epochales Album →Machine Head veröffentlichten, hatte er auch seine ersten Lieblingsbands gefunden. Slade verehrte er bis die Gruppe 1974 →»Far Far Away« ♪♫ herausbrachte. »Der Song war schlecht«, erklärte er in einem Interview, »doch jede Band hat irgendwann einen Durchhänger. Das ist nicht weiter tragisch. Aber »Far Far Away« empfand ich als Verrat an der Sache. Das war kein Hardrock mehr, und spätestens als →»How Does It Feel« ♪♫ und →»Thanks For The Memory (Wham Bam Thank You Mam)« ♪♫, die Nachfolger, auf den Markt kamen, wurde mir bewusst, welche Stunde bei Slade geschlagen hatte. Ich wandte mich ab, konzentrierte mich ganz auf Deep Purple, Led Zeppelin, →Nazareth, →Alice Cooper, →Aerosmith, →Robin Trower, →Uriah Heep, später dann auf →Rainbow (→EN), →Van Halen und →AC/DC, und seit 1980 ganz und insbesondere auf →Iron Maiden«.
So war 1972 das Jahr, in dem er seine ersten zaghaften Versuche auf einer Akustikgitarre wagte. Sein Großvater hatte sie ihm geschenkt und war eigens mit ihm in ein Musikhaus5 marschiert, wo Peter sich sein Instrument selbst aussuchen durfte.
Zunächst lernte Peter das Instrument autodidaktisch mit einem Lehrbuch und Akkordtabellen. Schon im Jahr darauf, im August 1973, gründete er mit Holger Lotz (bg, keys) und Ralf Dieter Ostheide (dr) seine erste Band: ►The Satisfaction Project‼. Der Name war inspiriert durch einen früheren Hit der Rolling Stones, drückte jedoch zugleich ein anderes Interesse der pubertierenden Rockband aus: Mädchen.
»Wir spielten mit meiner Gitarre, einer grässlich klingenden Bontempi Orgel und einem selbst gebauten Schlagzeug. Die Trommeln bestanden aus recht großen Reinolfässern, in denen zuvor Handwaschpaste gelagert worden war. Aus einer Schlachterei besorgten wir uns Schweinehaut und bespannten sie damit. Der Sound war für unsere Verhältnisse annehmbar und so legten wir los. Hauptsächlich aber bestand The Satisfaction Project darin, mit Hilfe eines Tonbandes instrumentale Passagen aus Songs aufzunehmen und diese, jede Tonart missachtend, aneinanderzufügen. Daraus bastelten wir neue Songs und schrieben unsere Texte dazu. Das spielten wir den Mädels vor und ich glaube nur wenige bemerkten den Betrug. Denn mit der Zeit waren unsere Fälschungen recht geschickt, und wir liebten es für unsere Kunst bewundert zu werden. Darüber hinaus entwarfen Holger und ich ein Musikmagazin nach Machart des →Sounds und der →Bravo. Das Heft, wir schufen drei oder vier Ausgaben, beinhaltete Fantasiegruppen und Charts in denen diese sich tummelten. Wir hatten einen Heidenspaß und immer mehr verdichtete sich mein Wunsch in einer echten Band zu spielen«.
Derweil sanken Peters schulische Leistungen auf ein unteres Niveau und sein Vater engagierte einen Nachhilfelehrer, den Studenten Walter Heitmann. Dessen Aufgabe, Peters schlechte Mathematiknoten ein wenig aufzupolieren, stieß auf wenig Gegenliebe. Doch Walter war Gitarrist und so schlug er dem Lernunwilligen schließlich einen Handel vor: auf 45 Minuten konzentriertes Rechnen eine Lehrstunde auf der Gitarre. Gemacht! Peters Mathematiknoten verbesserten sich, rückblickend, keineswegs - er blieb in diesem Jahr sitzen -, sein Gitarrespiel hingegen nahm durch Walters Bemühungen Gestalt an. Der Student brachte ihm einige Folksongs der Hippiebewegung bei, aber ebenso Stücke wie →»Locomotive Breath« ♪♫ (→Jethro Tull), →»Lady In Black« ♪♫ (Uriah Heep) oder →»House Of The Rising Sun« ♪♫ (→Eric Burdon). Insgesamt erweiterte er Peters musikalischen Horizont, und so kam er mit der Musik von →Fleetwood Mac, →Wishbone Ash oder →Iron Butterfly in Berührung.
Walter gehörte den →Jesus People an, und über die Musik hinaus zeigte sich der nunmehr fast vierzehnjährige Peter als dankbares Missionsopfer. Anfangs zumindest. Sein Gedankenmodell nämlich, Hardrock mit christlichen Texten zu verbinden, fand Walter nicht so witzig.
Peters erste richtige Band formierte sich im Januar 1975 unter dem Namen ►Oseas‼ (hebr. 'Hilfe') in der Besetzung Martin Heitmann (gtr, voc), Martin Dunsch (bg), Uwe Matzen (dr) und Peter Ancaster (gtr, voc). Seinem Mentor, Walter Heitmann, gelang es die musikalische Ambition in eine gemäßigte Richtung zu lenken und der Musik einen folklastigen Anstrich zu verpassen. Vorerst. Denn im Mai war Walter aus Peters Leben entschwunden6. Und Jesus auch. →The Sweet hatten mit →Sweet Fanny Adams und ihrem →»Set Me Free« ♪♫ einen neuen Maßstab angelegt. 1975 folgten Nazareth mit →Hair Of The Dog und Rainbow mit ihrem gleichnamigen Debütalbum (→Ritchie Blackmore's Rainbow). Das wars! Mit seinem ehemaligen Oseas Mitstreiter Uwe Matzen und dem von Easy Rider stammenden Bassisten und alten Freund Bernd Ueckermann formierte Peter eine neue Band: ►Band Of Acid‼, später in Satristan umbenannt. Das ging nach vorne, selbst wenn die Musik dem Punk anfänglich näher stand als dem Hardrock. Egal es fetzte; und bis 1978 wurde die Gruppe musikalisch auch das, was ihre Gründer sich dabei gedacht hatten: Eine Heavy Metal Band.
Die Gruppe blieb personell bis zur Auflösung stabil. Im Januar 1978 erweiterte sich das Trio mit Matthias Kamm (gtr) und Bernd Koziolek (gtr) zum Quintett. Peter hatte nach einem (unbehandelten) Bruch des Ringfingers der linken Hand Probleme mit dem Gitarrespiel und gab es später ganz auf. In dieser letzten Satristan Formation entdeckte er seine Begeisterung für das Dasein des "reinen" Frontmannes. Leider währte das Glück der Band nicht allzu lange. Das Ende der Schulzeit setzte dem Treiben ein Ende.
Die Gesellschaft und ihre kompromisslosen Anforderungen an den erwachsen werdenden Menschen riefen. Alles löste sich in Wohlgefallen auf. Nicht nur die Band, auch die Freundschaften.
Peter begann 1977 eine Lehre zum Maschinenschlosser, brach diese jedoch nach der Zwischenprüfung ab, jobbte als Dachdecker- und Gerüstbaugehilfe, verpflichtete sich eine Zeit beim Bundesgrenzschutz, arbeitete als LKW-Fahrer und heuerte im Winter 1981 als Plakatierer, Bierzapfer und Artikelschreiber im ►Rockpalast Hohenlimburg an.
Dieser im Jahr zuvor eröffnete Szeneladen, der neben Kneipe und Konzertveranstaltungen eine Teestube, ein Programmkino und Partys der anderen Art betrieb, also Erlebnisgastronomie im Sinne des Wortes bot, sollte Peters Leben entscheidend und für immer verändern. Ohne den Rockpalast hätte seine Biographie einen anderen, vielleicht bourgeoisen Verlauf genommen; ohne den Rockpalast wären sich Peter, ►Bernd und ►Ralph möglicherweise nie begegnet und ohne diese bis in die Gegenwart als »Hohenlimburgs beste Zeit« beschworene Kultstätte sind Samain schlichtweg undenkbar. Es versteht sich daher von selbst dem Venue im weiteren Verlauf des Buches einige Aufmerksamkeit zu widmen.
Durch den Rockpalast lernte Peter im Frühjahr 1981 den arbeitslosen Mr. Music, Rainer 'Duffel' Heinemann, kennen. Heinemann hatte nach seiner Lehre zum Buchbinder beschlossen niemals wieder eine feste Anstellung anzunehmen. Sein Dasein sollte einzig und allein der Musik gehören, finanziert durch den Staat, der ihm aus nie näher erläuterten Gründen »eine Menge schuldete«, sowie einem Teilzeitjob, der wiederum ersteres einschloss: Er half an drei Tagen der Woche im damals in Hagens beliebten Schallplattenladen Elpi aus. Ansonsten besuchte Duffel jedes erdenkliche Konzert aus allen Genres der Rockmusik, sammelte Tournee T-Shirts und Bücher und besaß - der Autor dieses Werkes durfte sie einmal bestaunen - die wahrscheinlich umfangreichste private Plattensammlung der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Was Duffel darüber hinaus auszeichnete, war ein ausgeprägt tiefes und umfangreiches Wissen über Bands und deren Veröffentlichungen und eine fast liebenswerte Faulheit. Als Stammgast des Rockpalastes, der ihm und seiner Philosophie alles bereitstellte was sein auf Musik ausgelegte Leben begehrte, ging er vor Konzerten manchmal den vom Rockpalast gestellten Bühnenhelfern zur Hand - besser gesagt, er gab ihnen Anweisungen - und vermochte den Inhabern des Venues stets interessante, zumeist nur Insidern bekannte Gruppen empfehlen.
In jenem Frühjahr beklagte sich Duffel bei seinem neuem Freund Peter Ancaster über seinen eklatanten Geldmangel und regte die Gründung einer Konzertagentur an. Sein Modell beruhte darauf »kleinen Bands für kleine Gagen in großen Mengen« Auftritte zu beschaffen, pro Gig zwanzig Prozent einzubehalten und durch die Vielzahl der Auftritte rasch seine Geldbörse zu füllen. Peter, dessen Taschen ebenfalls ständig leer waren und dringend einer geldlichen Auffrischung bedurfte, zeigte sich entzückt und im Juni riefen die beiden ihre Agentur ►ROPA Tour Services‼ (Rockpalast Tourdienste) ins Leben.
Ihre ersten Klienten waren im September die Iserlohner Bluesrocker Blues Truck und die Hagener New Waver →Just We (via Jan Schaberg). Im Dezember kam die Iserlohner Heavy Metal Band ►The Skull‼ hinzu. Der Blues Truck Schlagzeuger Bernd Graf machte deren Bassisten Bernd Emsermann mit Peter bekannt. Für beide eine schicksalhafte Begegnung. Die Gruppe in der Besetzung Bernd Emsermann (bg), ►Manfred Bayer (gtr), Fritz Egger (gtr) und ►Peter Hennig (dr) befand sich gerade auf der Suche nach einem geeigneten Frontmann. Peter hatte zu dieser Zeit das Interesse an der Agentur bereits verloren. Obwohl sie ihren »Acts« einige Gigs im heimischen Sauerland verschafft hatten, erwies sich ROPA insgesamt als Misserfolg. Der erwartete Geldsegen blieb aus und scheiterte nicht zuletzt an Duffels Trägheit. Dennoch half Peter der Band einen Sänger zu finden und erklärte sich bereit gegebenenfalls für Auftritte zu sorgen. Einen Frontmann präsentierte er wenige Tage später mit dem ausgesprochen extrovertierten W. R., der Ende des Monats bei The Skull einstieg, umgehend Fritz Egger feuerte - der durch Waldemar Manietta ersetzt wurde - und, sehr zum Leidwesen Emsermanns, das Kommando übernahm. Aber die Band hatte eine Basis, nannte sich auf Anregung Peters hin fortan ►High Voltage‼ und erwies sich schon acht Wochen später als spielbereit.
Derweil völlig pleite nahm Peter im Januar 1982 einen Job als Zeitungsfahrer an, wobei er Kioske, Tabakwaren- und Kleinhändler mit Magazinen, Fach- und Boulevardzeitschriften und Groschenromanen im Raum Westhofen, Schwerte und Ergste versorgte. Die Arbeit begann zwischen drei und vier Uhr morgens und war dazu hektisch und stressig. Er warf nach vier Wochen das Handtuch und hätte es wahrscheinlich nach den ersten Tagen getan, wäre nicht der High Voltage Bassist Bernd Emsermann aus Lust und Laune am Reden über Zukunftspläne und Visionen viele der Touren mitgefahren.
Zwischen den beiden jungen Männern entwickelte sich eine Freundschaft, doch was Peter an Bernd faszinierte, war dessen unzähmbarer Wille mit seiner Musik erfolgreich zu sein.
»Bernd sprach mit einer Leidenschaft wie ich sie bis dahin nicht erlebt hatte«, erinnert er sich, »und obwohl seine neue Band gerade erst einmal gute vier Wochen bestand, eröffnete er mir, eines Tages gemeinsam mit mir etwas zu reißen«.
Zunächst aber schmiss Peter seinen Fahrerjob, arbeitete kurzzeitig als Bühnenhelfer für die Letmather Deutschrockband →Zoff7 und schloss sich Mitte Februar 1982 der aus Iserlohn stammenden →Pee Wee Bluesgang8 auf ihrer nach dem gleichnamigen Album benannten »Red Socks Tour 82« (→"Just A Song" ♪♫) als Roadie an9. Zunächst zuständig für den Bühnenaufbau, später dann zeitweise als Lichtmischer. Das Tourleben - die Tournee endete im Juni 1982 - hinterließ einen bleibenden Eindruck und verschärfte den nie erloschenen Wunsch, selbst wieder im Rampenlicht zu stehen.
Im Juli 1982 schien der Zeitpunkt gekommen. High Voltage löste sich auf. Sänger W. R. trat Eisenbeißer bei, Bernd Emsermann wechselte zur Hagener Formation ►Bronx‼, deren dezimiertes Line-up, bestehend aus Ralph Veety (gtr), ►Mike Brand (gtr) und ►Martin Gombik (dr) händeringend einen Bassisten suchte, und Gitarrist Waldemar Manietta sah sich aufgefordert mit Manfred Bayer und Peter Hennig zu retten was zu retten war. Peter, angesprochen als Sänger mit einzusteigen und etwas Neues aufzubauen, nutzte die Gunst der Stunde und als der Bassist Uwe Humme hinzu stieß, war die Gruppe komplett. Da keiner der Beteiligten an einer Fortsetzung des High Voltage Materials interessiert war, wählten die fünf einen anderen Namen, nannten sich ►Laissez Faire‼ und begannen ihre eigenen Songs zu schreiben. Obwohl sich schnell ein Proberaum in →Iserlohn fand, war der Band war kein langes Leben beschieden. Im November kündigte Peter seine Mitgliedschaft. Die Gruppe war ihm zu substanzlos, schaffte es in ihrer kurzen Existenz nicht ein einziges Mal in vollständiger Besetzung zu proben. Darüber hinaus plädierte Manietta verstärkt zu einer anderen, gerade populären Musik, dem New Wave. Und neben →deutschem Schlager und →Country & Western war Peter kaum etwas mehr verhasst, als →New Wave und sein heimischer Ableger, die →Neue Deutsche Welle.
Sein Versuch, gefördert durch Bernd Emsermann im Oktober bei der Hagener Metalband Bronx unterzukommen, scheiterte. Deren Gitarrist Ralf Wiethoff mochte seinen Gesang nicht. Eine Schlappe, aber Peter war davon überzeugt, »dass eine Garagenband ohne Reputation keinen →Ian Gillan einstellen wird, selbst wenn der Gitarrist dessen größter Fan ist«. So vor sich hindünkelnd, beschloss er im Dezember 1982 seine eigene Band zu formieren und rief seinen ehemaligen Laissez Faire Schlagzeuger Peter Hennig an, um ein Treffen mit ihm sowie mit Manfred Bayer im Rockpalast zu arrangieren.
Fußnoten
1 27. Juli - 6. September
2 Seine letzten Ferien in Munster (Örtze) verbrachte Peter im Sommer 1972. Im selben Jahr zog es Alfred aus wehrdienstlichen Gründen nach West-Berlin.
3 geboren am 12. August 1955 in Bleijerheide, Niederlande; bürgerlich Hendrik Nikolaas Theodoor Simons. Er wurde vor allem als Kinderstar durch seinen Hit →»Mama« ♪♫ (1967) und durch sechs Filme von 1968 bis 1971 bekannt.
4 vom Album →Deep Purple In Rock, 1970
5 Musikhaus Liebe an der Iserlohner Straße in Hohenlimburg
6 Walter Heitmann studierte Maschinenbau und hatte zu dieser Zeit ein Praktikum im Kaltwalzwerk der Firma Hoesch absolviert, wo Peters Vater derweil als Vorarbeiter tätig war. Mit seiner Rückkehr an die Universität konnte Walter aus zeitlichen Gründen den Nachhilfeunterricht mit Peter nicht fortsetzen.
7 In der Besetzung Reiner Hänsch (voc), Melo Sobiray (dr), Reiner Burmann (keys), Hans Wegerhoff (gtr), Andreas Wulf (bg). Die Gruppe war 1979 von Reiner Hänsch gegründet worden und gewann noch im selben Jahr den Preis als beste Gruppe beim Jazz- und Rock-Musikfestival im belgischen Bilzen. 1980 wurde die Band mit dem Preis der Deutschen Phono-Akademie ausgezeichnet und von Ralph Siegels Plattenfirma Jupiter-Records unter Vertrag genommen.
8 1977 in Iserlohn in der Formation Thomas Hesse (gtr), Heribert Grothe (bg), Reiner Hänsch (voc, keys) und Friedbert Falke (dr) gegründet.
9 Red Socks, Rockport (LP 004449), 1982
Bis 1962 hatte sein Vater in seinem erlernten Beruf als Schneidergeselle in einer florierenden Werkstatt gearbeitet. Doch trotz der guten Auftragslage reichte das Einkommen nicht um eine Familie mit nunmehr zwei Kindern zu ernähren. Ein Freund vermittelte ihm eine Stelle in einem Kaltwalzwerk der Firma →Hoesch im knapp 20 km entfernten Hohenlimburg. Die nächsten vier Jahre pendelte der Vater mit dem Zug zwischen den beiden Städten, bis sich die Familie endlich entschloss ganz nach Hohenlimburg überzusiedeln.
Peter erinnert sich mit Schrecken an die erste Zeit in der neuen Stadt: »Bis zum Ende des ersten Schuljahres war ich bei Onkel und Tante in Altena geblieben und kam erst während der Sommerferien in dieses neue zu Hause. Alles in der näheren Umgebung war fremd, laut, verrußt und schmutzig, und kam ich noch mit den Nachbarskindern recht schnell in freundschaftlichen Kontakt, wurde ich an meinem ersten Schultag ordentlich verhauen. Bis dahin war ich nie mit Gewalt in Berührung gekommen und es brauchte seine Zeit bis ich begriff, mich wehren und zurückschlagen zu müssen. Als ich es endlich tat und eher durch Zufall denn durch kämpferisches Geschick einen der stärkeren Jungen zu Boden streckte, respektierte man mich und ließ mich in Ruhe«.
Musik spielte im Leben der Familie keine große Rolle. Manchmal dudelte Schlagermusik aus einem alten Graetz Radio. Meistens aber schwieg 'der Kasten'. Weder Vater noch Mutter besaßen musikalische Ambitionen, obwohl Peter Mutters sich bis in ihre späte Jugend gewünscht hatte Klavier zu spielen und ein solches zu besitzen. Ein unerfüllter Kindheitstraum, der sich auch bei den eigenen Kindern fortzusetzen schien. Denn trotz des viel besser bezahlten Jobs des Vaters, blieb das Geld knapp und an den Kauf eines Instrumentes war nicht zu denken.
Vielleicht hätte auch Peter in seinem späteren Leben keine besonderen musikalischen Interessen entwickelt, wäre die Familie nicht in den Sommerferien1 des Jahres 1967 in die alte Heimat des Vaters, nach →Munster in die Lüneburger Heide gefahren. Dort nämlich machte ihn sein acht Jahre älterer Cousin Alfred Fiebert mit Klängen vertraut, die Peter aus dem Graetz Radio seiner Eltern bisher nicht hatte vernehmen können. Da war die Musik eines Albums namens →Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band (→EN). Peter war hingerissen und fand auch recht schnell zwei Lieblingslieder: →»With a Little Help from My Friends« ♪♫ und →»Lucy in the Sky with Diamonds« ♪♫. Dann stellte ihm der Cousin einige härtere Sachen, wie er sich enthusiastisch ausdrückte und die als →»Get Off Of My Cloud« ♪♫, →»Satisfaction« ♪♫, →»My Generation ♪♫« und →»The Kids Are Alright« ♪♫ durch die Lautsprecherboxen des Plattenspielers dröhnten. Und Alfred wusste alles von diesen Gruppen, die sich →The Beatles, →Rolling Stones und →The Who nannten. Peter war infiziert. »Es war wie ein Virus«, versuchte er später seine Empfindungen im Rückblick auf jene Sommerferien einzufangen, »Die Musik war etwas völlig anderes, als dieses langweilige und schnöde Liebesgedudel aus unserem Radio. Sie packte mich und ließ mich einfach nicht wieder los. Dazu faszinierte mich diese brennende Leidenschaft meines Cousins. Er verehrte die Gruppen beinahe wie Götter und schimpfte mit einer tiefen inneren Aufruhr gegen die rückwärtsgerichtete deutsche Musikindustrie. Obwohl ich letzteres damals nicht wirklich verstand«.
Wieder daheim blieb es allerdings beim Radio und deutschem Schlager. Zwar erhielt er zwischenzeitlich anderen (beat-) musikalischen Input aus der Nachbarschaft und weiterhin in seinen Sommerferien2 durch Alfred, doch erst 1969 erstand der Vater einen gebrauchten Plattenspieler von einem Arbeitskollegen, einen →Telefunken V511 Automatic Kofferschallplattenspieler (Foto) mit Wechslerfunktion. Was zunächst wie Fortschritt anmutete, erwies sich für Peter rückblickend als reaktionär. Die erste gekaufte Schallplatte, eine Single, war ein einstiges Lieblingslied seiner Eltern. Es hieß →»Heidschi Bumbeidschi« ♪♫ und stammte von einem holländischen Gesangs-Wunderknaben namens →Heintje3. Dazu gab es jeden Samstag, stets pünktlich um 19.30 h ausgestrahlt, ein unumgängliches, beinahe verpflichtendes Familienprogramm: die →ZDF Hitparade.
1970 hatte Peter durch die ältere Schwester seines Freundes Bernd Ueckermann jene Musik entdeckt, die ihn von nun an nicht mehr loslassen sollte: Heavy Metal. Es begann mit der im Juli veröffentlichten →Black Sabbath Single →»Paranoid« ♪♫ und einigen anderen Songs dieses Genres, an deren Titel Peter sich nicht erinnern kann. Doch im selben Jahr erschienen →»Immigrant Song« ♪♫ von →Led Zeppelin, und →Deep Purples →»Child In Time« ♪♫ wurde zu einem der aufregendsten Songs seiner Zeit4. Derweil elf Jahre geworden, stand für Peter fest eines Tages selbst Rockmusiker zu werden, und als 1972 →Slade →»Take Me Bak 'Ome« ♪♫ und →»Mama Weer All Crazee Now« ♪♫ und Deep Purple ihr epochales Album →Machine Head veröffentlichten, hatte er auch seine ersten Lieblingsbands gefunden. Slade verehrte er bis die Gruppe 1974 →»Far Far Away« ♪♫ herausbrachte. »Der Song war schlecht«, erklärte er in einem Interview, »doch jede Band hat irgendwann einen Durchhänger. Das ist nicht weiter tragisch. Aber »Far Far Away« empfand ich als Verrat an der Sache. Das war kein Hardrock mehr, und spätestens als →»How Does It Feel« ♪♫ und →»Thanks For The Memory (Wham Bam Thank You Mam)« ♪♫, die Nachfolger, auf den Markt kamen, wurde mir bewusst, welche Stunde bei Slade geschlagen hatte. Ich wandte mich ab, konzentrierte mich ganz auf Deep Purple, Led Zeppelin, →Nazareth, →Alice Cooper, →Aerosmith, →Robin Trower, →Uriah Heep, später dann auf →Rainbow (→EN), →Van Halen und →AC/DC, und seit 1980 ganz und insbesondere auf →Iron Maiden«.
So war 1972 das Jahr, in dem er seine ersten zaghaften Versuche auf einer Akustikgitarre wagte. Sein Großvater hatte sie ihm geschenkt und war eigens mit ihm in ein Musikhaus5 marschiert, wo Peter sich sein Instrument selbst aussuchen durfte.
Zunächst lernte Peter das Instrument autodidaktisch mit einem Lehrbuch und Akkordtabellen. Schon im Jahr darauf, im August 1973, gründete er mit Holger Lotz (bg, keys) und Ralf Dieter Ostheide (dr) seine erste Band: ►The Satisfaction Project‼. Der Name war inspiriert durch einen früheren Hit der Rolling Stones, drückte jedoch zugleich ein anderes Interesse der pubertierenden Rockband aus: Mädchen.
»Wir spielten mit meiner Gitarre, einer grässlich klingenden Bontempi Orgel und einem selbst gebauten Schlagzeug. Die Trommeln bestanden aus recht großen Reinolfässern, in denen zuvor Handwaschpaste gelagert worden war. Aus einer Schlachterei besorgten wir uns Schweinehaut und bespannten sie damit. Der Sound war für unsere Verhältnisse annehmbar und so legten wir los. Hauptsächlich aber bestand The Satisfaction Project darin, mit Hilfe eines Tonbandes instrumentale Passagen aus Songs aufzunehmen und diese, jede Tonart missachtend, aneinanderzufügen. Daraus bastelten wir neue Songs und schrieben unsere Texte dazu. Das spielten wir den Mädels vor und ich glaube nur wenige bemerkten den Betrug. Denn mit der Zeit waren unsere Fälschungen recht geschickt, und wir liebten es für unsere Kunst bewundert zu werden. Darüber hinaus entwarfen Holger und ich ein Musikmagazin nach Machart des →Sounds und der →Bravo. Das Heft, wir schufen drei oder vier Ausgaben, beinhaltete Fantasiegruppen und Charts in denen diese sich tummelten. Wir hatten einen Heidenspaß und immer mehr verdichtete sich mein Wunsch in einer echten Band zu spielen«.
Derweil sanken Peters schulische Leistungen auf ein unteres Niveau und sein Vater engagierte einen Nachhilfelehrer, den Studenten Walter Heitmann. Dessen Aufgabe, Peters schlechte Mathematiknoten ein wenig aufzupolieren, stieß auf wenig Gegenliebe. Doch Walter war Gitarrist und so schlug er dem Lernunwilligen schließlich einen Handel vor: auf 45 Minuten konzentriertes Rechnen eine Lehrstunde auf der Gitarre. Gemacht! Peters Mathematiknoten verbesserten sich, rückblickend, keineswegs - er blieb in diesem Jahr sitzen -, sein Gitarrespiel hingegen nahm durch Walters Bemühungen Gestalt an. Der Student brachte ihm einige Folksongs der Hippiebewegung bei, aber ebenso Stücke wie →»Locomotive Breath« ♪♫ (→Jethro Tull), →»Lady In Black« ♪♫ (Uriah Heep) oder →»House Of The Rising Sun« ♪♫ (→Eric Burdon). Insgesamt erweiterte er Peters musikalischen Horizont, und so kam er mit der Musik von →Fleetwood Mac, →Wishbone Ash oder →Iron Butterfly in Berührung.
Walter gehörte den →Jesus People an, und über die Musik hinaus zeigte sich der nunmehr fast vierzehnjährige Peter als dankbares Missionsopfer. Anfangs zumindest. Sein Gedankenmodell nämlich, Hardrock mit christlichen Texten zu verbinden, fand Walter nicht so witzig.
Peters erste richtige Band formierte sich im Januar 1975 unter dem Namen ►Oseas‼ (hebr. 'Hilfe') in der Besetzung Martin Heitmann (gtr, voc), Martin Dunsch (bg), Uwe Matzen (dr) und Peter Ancaster (gtr, voc). Seinem Mentor, Walter Heitmann, gelang es die musikalische Ambition in eine gemäßigte Richtung zu lenken und der Musik einen folklastigen Anstrich zu verpassen. Vorerst. Denn im Mai war Walter aus Peters Leben entschwunden6. Und Jesus auch. →The Sweet hatten mit →Sweet Fanny Adams und ihrem →»Set Me Free« ♪♫ einen neuen Maßstab angelegt. 1975 folgten Nazareth mit →Hair Of The Dog und Rainbow mit ihrem gleichnamigen Debütalbum (→Ritchie Blackmore's Rainbow). Das wars! Mit seinem ehemaligen Oseas Mitstreiter Uwe Matzen und dem von Easy Rider stammenden Bassisten und alten Freund Bernd Ueckermann formierte Peter eine neue Band: ►Band Of Acid‼, später in Satristan umbenannt. Das ging nach vorne, selbst wenn die Musik dem Punk anfänglich näher stand als dem Hardrock. Egal es fetzte; und bis 1978 wurde die Gruppe musikalisch auch das, was ihre Gründer sich dabei gedacht hatten: Eine Heavy Metal Band.
Die Gruppe blieb personell bis zur Auflösung stabil. Im Januar 1978 erweiterte sich das Trio mit Matthias Kamm (gtr) und Bernd Koziolek (gtr) zum Quintett. Peter hatte nach einem (unbehandelten) Bruch des Ringfingers der linken Hand Probleme mit dem Gitarrespiel und gab es später ganz auf. In dieser letzten Satristan Formation entdeckte er seine Begeisterung für das Dasein des "reinen" Frontmannes. Leider währte das Glück der Band nicht allzu lange. Das Ende der Schulzeit setzte dem Treiben ein Ende.
Die Gesellschaft und ihre kompromisslosen Anforderungen an den erwachsen werdenden Menschen riefen. Alles löste sich in Wohlgefallen auf. Nicht nur die Band, auch die Freundschaften.
Peter begann 1977 eine Lehre zum Maschinenschlosser, brach diese jedoch nach der Zwischenprüfung ab, jobbte als Dachdecker- und Gerüstbaugehilfe, verpflichtete sich eine Zeit beim Bundesgrenzschutz, arbeitete als LKW-Fahrer und heuerte im Winter 1981 als Plakatierer, Bierzapfer und Artikelschreiber im ►Rockpalast Hohenlimburg an.
Dieser im Jahr zuvor eröffnete Szeneladen, der neben Kneipe und Konzertveranstaltungen eine Teestube, ein Programmkino und Partys der anderen Art betrieb, also Erlebnisgastronomie im Sinne des Wortes bot, sollte Peters Leben entscheidend und für immer verändern. Ohne den Rockpalast hätte seine Biographie einen anderen, vielleicht bourgeoisen Verlauf genommen; ohne den Rockpalast wären sich Peter, ►Bernd und ►Ralph möglicherweise nie begegnet und ohne diese bis in die Gegenwart als »Hohenlimburgs beste Zeit« beschworene Kultstätte sind Samain schlichtweg undenkbar. Es versteht sich daher von selbst dem Venue im weiteren Verlauf des Buches einige Aufmerksamkeit zu widmen.
Durch den Rockpalast lernte Peter im Frühjahr 1981 den arbeitslosen Mr. Music, Rainer 'Duffel' Heinemann, kennen. Heinemann hatte nach seiner Lehre zum Buchbinder beschlossen niemals wieder eine feste Anstellung anzunehmen. Sein Dasein sollte einzig und allein der Musik gehören, finanziert durch den Staat, der ihm aus nie näher erläuterten Gründen »eine Menge schuldete«, sowie einem Teilzeitjob, der wiederum ersteres einschloss: Er half an drei Tagen der Woche im damals in Hagens beliebten Schallplattenladen Elpi aus. Ansonsten besuchte Duffel jedes erdenkliche Konzert aus allen Genres der Rockmusik, sammelte Tournee T-Shirts und Bücher und besaß - der Autor dieses Werkes durfte sie einmal bestaunen - die wahrscheinlich umfangreichste private Plattensammlung der damaligen Bundesrepublik Deutschland. Was Duffel darüber hinaus auszeichnete, war ein ausgeprägt tiefes und umfangreiches Wissen über Bands und deren Veröffentlichungen und eine fast liebenswerte Faulheit. Als Stammgast des Rockpalastes, der ihm und seiner Philosophie alles bereitstellte was sein auf Musik ausgelegte Leben begehrte, ging er vor Konzerten manchmal den vom Rockpalast gestellten Bühnenhelfern zur Hand - besser gesagt, er gab ihnen Anweisungen - und vermochte den Inhabern des Venues stets interessante, zumeist nur Insidern bekannte Gruppen empfehlen.
In jenem Frühjahr beklagte sich Duffel bei seinem neuem Freund Peter Ancaster über seinen eklatanten Geldmangel und regte die Gründung einer Konzertagentur an. Sein Modell beruhte darauf »kleinen Bands für kleine Gagen in großen Mengen« Auftritte zu beschaffen, pro Gig zwanzig Prozent einzubehalten und durch die Vielzahl der Auftritte rasch seine Geldbörse zu füllen. Peter, dessen Taschen ebenfalls ständig leer waren und dringend einer geldlichen Auffrischung bedurfte, zeigte sich entzückt und im Juni riefen die beiden ihre Agentur ►ROPA Tour Services‼ (Rockpalast Tourdienste) ins Leben.
Ihre ersten Klienten waren im September die Iserlohner Bluesrocker Blues Truck und die Hagener New Waver →Just We (via Jan Schaberg). Im Dezember kam die Iserlohner Heavy Metal Band ►The Skull‼ hinzu. Der Blues Truck Schlagzeuger Bernd Graf machte deren Bassisten Bernd Emsermann mit Peter bekannt. Für beide eine schicksalhafte Begegnung. Die Gruppe in der Besetzung Bernd Emsermann (bg), ►Manfred Bayer (gtr), Fritz Egger (gtr) und ►Peter Hennig (dr) befand sich gerade auf der Suche nach einem geeigneten Frontmann. Peter hatte zu dieser Zeit das Interesse an der Agentur bereits verloren. Obwohl sie ihren »Acts« einige Gigs im heimischen Sauerland verschafft hatten, erwies sich ROPA insgesamt als Misserfolg. Der erwartete Geldsegen blieb aus und scheiterte nicht zuletzt an Duffels Trägheit. Dennoch half Peter der Band einen Sänger zu finden und erklärte sich bereit gegebenenfalls für Auftritte zu sorgen. Einen Frontmann präsentierte er wenige Tage später mit dem ausgesprochen extrovertierten W. R., der Ende des Monats bei The Skull einstieg, umgehend Fritz Egger feuerte - der durch Waldemar Manietta ersetzt wurde - und, sehr zum Leidwesen Emsermanns, das Kommando übernahm. Aber die Band hatte eine Basis, nannte sich auf Anregung Peters hin fortan ►High Voltage‼ und erwies sich schon acht Wochen später als spielbereit.
Derweil völlig pleite nahm Peter im Januar 1982 einen Job als Zeitungsfahrer an, wobei er Kioske, Tabakwaren- und Kleinhändler mit Magazinen, Fach- und Boulevardzeitschriften und Groschenromanen im Raum Westhofen, Schwerte und Ergste versorgte. Die Arbeit begann zwischen drei und vier Uhr morgens und war dazu hektisch und stressig. Er warf nach vier Wochen das Handtuch und hätte es wahrscheinlich nach den ersten Tagen getan, wäre nicht der High Voltage Bassist Bernd Emsermann aus Lust und Laune am Reden über Zukunftspläne und Visionen viele der Touren mitgefahren.
Zwischen den beiden jungen Männern entwickelte sich eine Freundschaft, doch was Peter an Bernd faszinierte, war dessen unzähmbarer Wille mit seiner Musik erfolgreich zu sein.
»Bernd sprach mit einer Leidenschaft wie ich sie bis dahin nicht erlebt hatte«, erinnert er sich, »und obwohl seine neue Band gerade erst einmal gute vier Wochen bestand, eröffnete er mir, eines Tages gemeinsam mit mir etwas zu reißen«.
Zunächst aber schmiss Peter seinen Fahrerjob, arbeitete kurzzeitig als Bühnenhelfer für die Letmather Deutschrockband →Zoff7 und schloss sich Mitte Februar 1982 der aus Iserlohn stammenden →Pee Wee Bluesgang8 auf ihrer nach dem gleichnamigen Album benannten »Red Socks Tour 82« (→"Just A Song" ♪♫) als Roadie an9. Zunächst zuständig für den Bühnenaufbau, später dann zeitweise als Lichtmischer. Das Tourleben - die Tournee endete im Juni 1982 - hinterließ einen bleibenden Eindruck und verschärfte den nie erloschenen Wunsch, selbst wieder im Rampenlicht zu stehen.
Im Juli 1982 schien der Zeitpunkt gekommen. High Voltage löste sich auf. Sänger W. R. trat Eisenbeißer bei, Bernd Emsermann wechselte zur Hagener Formation ►Bronx‼, deren dezimiertes Line-up, bestehend aus Ralph Veety (gtr), ►Mike Brand (gtr) und ►Martin Gombik (dr) händeringend einen Bassisten suchte, und Gitarrist Waldemar Manietta sah sich aufgefordert mit Manfred Bayer und Peter Hennig zu retten was zu retten war. Peter, angesprochen als Sänger mit einzusteigen und etwas Neues aufzubauen, nutzte die Gunst der Stunde und als der Bassist Uwe Humme hinzu stieß, war die Gruppe komplett. Da keiner der Beteiligten an einer Fortsetzung des High Voltage Materials interessiert war, wählten die fünf einen anderen Namen, nannten sich ►Laissez Faire‼ und begannen ihre eigenen Songs zu schreiben. Obwohl sich schnell ein Proberaum in →Iserlohn fand, war der Band war kein langes Leben beschieden. Im November kündigte Peter seine Mitgliedschaft. Die Gruppe war ihm zu substanzlos, schaffte es in ihrer kurzen Existenz nicht ein einziges Mal in vollständiger Besetzung zu proben. Darüber hinaus plädierte Manietta verstärkt zu einer anderen, gerade populären Musik, dem New Wave. Und neben →deutschem Schlager und →Country & Western war Peter kaum etwas mehr verhasst, als →New Wave und sein heimischer Ableger, die →Neue Deutsche Welle.
Sein Versuch, gefördert durch Bernd Emsermann im Oktober bei der Hagener Metalband Bronx unterzukommen, scheiterte. Deren Gitarrist Ralf Wiethoff mochte seinen Gesang nicht. Eine Schlappe, aber Peter war davon überzeugt, »dass eine Garagenband ohne Reputation keinen →Ian Gillan einstellen wird, selbst wenn der Gitarrist dessen größter Fan ist«. So vor sich hindünkelnd, beschloss er im Dezember 1982 seine eigene Band zu formieren und rief seinen ehemaligen Laissez Faire Schlagzeuger Peter Hennig an, um ein Treffen mit ihm sowie mit Manfred Bayer im Rockpalast zu arrangieren.
Fußnoten
1 27. Juli - 6. September
2 Seine letzten Ferien in Munster (Örtze) verbrachte Peter im Sommer 1972. Im selben Jahr zog es Alfred aus wehrdienstlichen Gründen nach West-Berlin.
3 geboren am 12. August 1955 in Bleijerheide, Niederlande; bürgerlich Hendrik Nikolaas Theodoor Simons. Er wurde vor allem als Kinderstar durch seinen Hit →»Mama« ♪♫ (1967) und durch sechs Filme von 1968 bis 1971 bekannt.
4 vom Album →Deep Purple In Rock, 1970
5 Musikhaus Liebe an der Iserlohner Straße in Hohenlimburg
6 Walter Heitmann studierte Maschinenbau und hatte zu dieser Zeit ein Praktikum im Kaltwalzwerk der Firma Hoesch absolviert, wo Peters Vater derweil als Vorarbeiter tätig war. Mit seiner Rückkehr an die Universität konnte Walter aus zeitlichen Gründen den Nachhilfeunterricht mit Peter nicht fortsetzen.
7 In der Besetzung Reiner Hänsch (voc), Melo Sobiray (dr), Reiner Burmann (keys), Hans Wegerhoff (gtr), Andreas Wulf (bg). Die Gruppe war 1979 von Reiner Hänsch gegründet worden und gewann noch im selben Jahr den Preis als beste Gruppe beim Jazz- und Rock-Musikfestival im belgischen Bilzen. 1980 wurde die Band mit dem Preis der Deutschen Phono-Akademie ausgezeichnet und von Ralph Siegels Plattenfirma Jupiter-Records unter Vertrag genommen.
8 1977 in Iserlohn in der Formation Thomas Hesse (gtr), Heribert Grothe (bg), Reiner Hänsch (voc, keys) und Friedbert Falke (dr) gegründet.
9 Red Socks, Rockport (LP 004449), 1982
Where else ...
►History Teil 1 • Wie alles begann • Dezember 1982 - April 1983
►History Teil 2 • Anfang mit Hindernissen • April 1983 - Oktober 1983
►History Teil 3 • Zwei gehen, zwei kommen • Oktober 1983 - März 1984
►History Teil 4 • Thunerbolt Giants • März 1984
►History Teil 5 • 17.3.1984, Der Vertrag • März 1984 - April 1984
►History Teil 2 • Anfang mit Hindernissen • April 1983 - Oktober 1983
►History Teil 3 • Zwei gehen, zwei kommen • Oktober 1983 - März 1984
►History Teil 4 • Thunerbolt Giants • März 1984
►History Teil 5 • 17.3.1984, Der Vertrag • März 1984 - April 1984